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Der Gute, der Böse und der Verrückte

Dezember 2009

Der Film kam diesen Sommer aus Korea in die deutschen Kinos. Warum er nicht in der Schweiz gezeigt wurde, weiss ich nicht. Der Originaltitel The Good, The Bad and The Weird ist eine Anspielung an den Italowestern The Good, The Bad and The Ugly. Es ist eine Art Western, der in der Mongolei spielt. Es gibt die üblichen Schiessereien, Gemeinheiten, die Jagd nach einem Schatz, und wie so oft die Welt von Gut und Böse. Dazwischen taucht immer wieder dieser Verrückte auf. Eigentlich ist er nicht verrückt, eher vom Glück des Tollpatschigen verfolgt. Jedenfalls gibt es immer wieder verrückte Fügungen, die ihm in dem harten Kampf das Leben retten. Natürlich hat er ein Talent, sich diesen Situationen hinzugeben, ja - sie sogar weiterzutreiben. Fast ist es müssig zu sagen, dass er im grossen Showdown mit Gut und Böse der Einzige ist, der überlebt.

Ich glaube, ich habe die Bedeutung der Verrücktheit bislang unterschätzt, wahrscheinlich wegen des Beigeschmacks, von der Normalität ver-rückt zu sein. Dabei ist Normalität nach C. G. Jung das ideale Ziel der Erfolglosen, die Jauchegrube des Mittelmasses, die weiter weg als alles von einem erfüllten Leben ist. Wenn ich in Scheuklappen von Gut und Böse denke, wird mein Gehirn in allen Situationen immer wieder Bestätigung dafür finden, dass die Welt genauso ist, wie ich sie sehen will. Dann werde auch ich immer Bestätigung dafür finden, dass ich genauso bin wie das, wofür ich mich halte, meine Identität, meine Glaubensmuster.

Die Chance für Veränderung, die Notwendigkeit der Anpassung, die überlebenswichtige Flexibilität gehen dabei aber verloren. In der Tat braucht das Gehirn verrückte Situationen, man sollte sich wenigstens im Geist darin trainieren, sich etwas total Unglaubliches vorstellen zu können. Gehirnwissenschaftler haben übrigens gezeigt, dass viele Dinge gar nicht so unglaublich sind. Es fehlen einfach bestimmte Vernetzungen im Gehirn, die diese Dinge als Möglichkeit abspeichern und durch Wiederholung des Gedankens bestätigen können. Wenn ich mich immer wieder im Kreis drehe, denkt es immer die gleichen Gedanken.

Wenn ich vor 2 Alternativen gestellt werde - käme ich dann auf die Idee, dass es vielleicht auch einen dritten Weg gibt? Dazu braucht es diese Verrücktheit. Mit ihr kann ich das Paradox in meinen Gedanken erkennen. Mit ihr kann ich neue Wege sehen. Die Verrücktheit kann einen Feind zum Freund machen, und diese Freundschaft kann sehr stark werden, weil zuerst ehrliche Gefühle sich getroffen haben, weil danach Glaubensmuster haben abfallen können. Indem ich mir selbst beweise, dass ich mit meinen alten Gedanken Unrecht habe. Das ist die hohe Schule der Philosophie, die Dialektik.

Spontanheilungen scheinen mit diesem Mechanismus zu arbeiten. Es passiert etwas, das der alte Geist nicht beurteilen kann, es zeigt sich etwas, das nie angeschaut wurde. Im Bewusstsein findet eine Verschiebung statt. Der Geist kann eine andere Lösung, eine andere Möglichkeit von Realität plötzlich als wahrscheinlich annehmen. Mehr als das: er ist überzeugt davon. Quantenphysiker sprechen davon, dass Wellenfunktionen von Wahrscheinlichkeiten plötzlich in einer Möglichkeit zusammenfallen. Diese wird dann zu Materie.

Lang Lebe das Verrückte.

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