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Die Biologie des Glaubens

Seit James D. Watson und Francis Crick die schraubenförmige Doppelhelix - Struktur der DNA als Erbanlage enthüllten, wurden überwiegend die Gene dafür verantwortlich gemacht, wie es um den Körper und die Gesundheit stand. Darwins These vom Überleben des Stärkeren wurde zum zentralen Dogma. Das Konkurrenzkampfdenken wurde bestärkt.

Dabei lässt sich in der Natur eine weitere Überlebensstrategie beobachten - es ist die Kooperation. Die Zellen zeigen uns, dass es etwas Wertvolleres gibt, als gegeneinander zu kämpfen.

Jede Zelle ist für sich ein komplexes Wesen mit einer gewissen Intelligenz, welches lernen, sich erinnern kann, und es kann die erlangten Informationen an den Nachwuchs weitergeben. Eine Zelle könnte für sich allein überleben. Dennoch finden in einem Menschen etwa 50 Billionen einzelne Zellen zusammen, die für ein gemeinsames Ganzes arbeiten und ein gemeinsames Bewusstsein teilen. Zellen könnten Vorbilder für die Menschheit auf der Erde sein, hier hat eine viel kleinere Zahl an Lebewesen offenbar viel größere Probleme, miteinander zu kooperieren. Die Zellen könnten den Weg zeigen zu einem von Freude erfüllten Planeten.

Zellen haben sehr schnell verstanden, dass sie gemeinsam viel bessere Überlebenschancen haben. Im Zusammenspiel können sie die Umgebung besser wahrnehmen, sie können sich differenzieren und so spezialisierte Aufgaben übernehmen.

Zellen sind Ansammlungen von Protein - Bausteinen (Eiweißen). Der menschliche Körper umfasst über 100.000 Proteine, bei übrigens nur 25.000 Genen. Jedes Protein ist eine Verkettung von Aminosäure - Molekülen. Peptide halten Verbindungen zwischen den Aminosäuren im Protein, und sie können dabei verschiedene Formen annehmen, je nach physikalischem Muster und elektromagnetischer Ladung. Hormone, Enzyme und elektromagnetische Felder beeinflussen die Form dieser Verkettungen, es kommt zu Verriegelungen, in denen die Proteine wie Zahnräder ineinander passen.

Die geringe Anzahl von Genen - der Mensch hat übrigens nur 1500 Gene mehr als ein rückgratloser mikroskopischer Wurm - hatte schon früh den Verdacht genährt, dass Gene nicht die Komplexität des menschlichen Lebens erklären könnten. Im Sinne von Krankheiten hatte sich zudem gezeigt, dass Gene sich nicht selbst aktivieren oder deaktivieren konnten.

Ist die DNA Blaupause am Ende doch nicht der vererbte Schicksalsschlag? Ist die genetische »Veranlagung« am Ende doch nicht in Stein gemeißelt?

Dr. Bruce Lipton, Professor für Medizin an der Wisconsin Universität und wissenschaftlicher Forscher an der medizinischen Fakultät der Stanford Universität, vertritt in seinem Buch »The Biology of Belief« (Die Biologie des Glaubens - 2006 von USA Book News zum Fachbuch des Jahres gewählt) die Meinung, dass die eigenen Glaubensmuster die DNA verändern können. Er bezieht sich auf Studien, nach denen unterschiedliche epigenetische Faktoren (Umwelteinflüsse wie Stress, Ernährung, Emotionen) aus der gleichen DNA über 2000 verschiedene Proteinvariationen haben entstehen lassen. Diese konnten vererbt werden.

Lipton schlussfolgert, dass Umwelteinflüssen und Proteinen eine entscheidende Rolle bei der Vererbung zukommt. Wie man sich nährt scheint mindestens so wichtig zu sein, wie welche Gene die Natur zur Verfügung gestellt hat.

Die Epigenetik wird heute als Faktor bei vielen Krankheiten einschließlich Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes angesehen. Dagegen gehen nur 5% der Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen nach Bruce Lipton auf echte Vererbung zurück.

Zellmembran
Zellmembran [Public domain], via Wikimedia Commons

Was aber steckt hinter den anderen 95%? Wie kommen Umgebungseinflüsse in die Zelle? Hier spielt das Gehirn der Zelle eine entscheidende Rolle, und das Gehirn ist nicht etwa der Zellkern (dieser dient lediglich der Fortpflanzung), sondern die Zellmembran. Die Membran kann Umgebungssignale in Verhalten umwandeln, und während eine Zelle nach Entnahme des Zellkerns weiterleben könnte, ginge das ohne die Membran nicht, die Zelle würde sterben. Die Struktur der Membran entspricht einem Filtermechanismus. Dieser soll Nährstoffe in die Zelle hinein und Abfallstoffe aus der Zelle herauslassen. Es wird sehr schnell klar, dass auf sehr kleiner Ebene entschieden wird, wie unser Körper mit dem Angebot an Wasser, Nahrung, emotionalen Botenstoffen, aber auch Giften umzugehen vermag. Die Membran entscheidet, was durch sie hindurch darf. Viele Menschen haben das Glück, reichlich Wasser trinken zu können. Trotzdem ist ein Teil von ihnen dehydriert. Andere schlucken wegen geringer Knochendichte Kalzium, aber es wird kaum etwas davon in die Knochen eingebaut, der Grossteil wieder ausgeschieden. Was ist die Dynamik hinter solchem Verhalten?

Der Filtermechanismus braucht zum einen Sensoren, die das Umfeld sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zelle beobachten. Dann braucht er Akteure, wirksame Proteine, die auf die Umgebungssignale antworten und eine Aktion auslösen. Diese Proteine können z.B. Gene aktivieren, oft genug werden die gleichen Gene aktiviert wie schon die Eltern es gemacht haben. Anfangs ist es nur eine Möglichkeit von vielen, aber es ist wahrscheinlich, dass das Verhalten der Eltern kopiert wird, und so wird die Vererbung schließlich Realität. Die grundlegenden Entscheidungen werden zumeist schon im Mutterleib gefällt. Es scheint, der Körper stellt sich auf das ein, was er glauben möchte. Deshalb ist es denkbar, die Sehkraft zu verringern oder die Hörfähigkeit, um weniger Konflikte mit der Wahrnehmung zu haben, einen wenig potenten Körper zu bauen, Erinnerungen abzuspalten oder am liebsten gar zu vergessen.

Ich schreibe im vorliegenden Artikel zwar hauptsächlich von Interpretation. Doch sollte klar sein, dass es auch real Sinn macht, eine gute Umgebung und gute Freunde zu wählen. Grundsätzlich wird deshalb von den Sensoren nicht viel verlangt. Sie müssen zwischen einem gesunden und einem gefährlichen Umfeld unterscheiden können.

Ein toxisches Umfeld sollte zu Rückzug und zu Schutzmassnahmen führen, ein nährendes Umfeld zu Öffnung und Wachstum. Das ist im Falle von echten Einflüssen dienlich, je nach Nährstoffmangel, elektrischen Feldern, Chemie im Körper, feindlicher Umgebung usw. Der Körper schafft sich gesunde Grenzen.

Die Krux liegt in der Interpretation des Signals, wenn sie zu unpassender Aktion führt. Es ist nicht mehr nur im Signal selbst, deshalb reden wir vom Gehirn der Zelle. Wie in der Gesellschaft auch so wird im Körper ein Parasit in das System gelassen anstatt ihn fortzujagen. Parasiten geben aber nichts. Sie nehmen nur. Ein System, das für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein. Ein Virus scheint willkommen, vielleicht um Wut auf sich selbst mit realen Fakten untermauern zu können. Wir lassen insbesondere Dauerstress zu.

Wer im Stress lebt, tut dies auf Kosten seiner Vitalität, denn die Lebenserhaltung läuft schon bei »wahr«genommenen Gefahren nur auf einem Minimum. Dabei reicht es noch lange nicht, Stress zu vermeiden, denn es wäre gerade der Nullzustand. Erst Gefühle von Erfüllung, Freude und Liebe brächten die Lebenserhaltung so richtig voran.

Im Stress ist keine Zeit zu wachsen, zu verdauen, zu versorgen, innere Bakterien oder Viren abzuwehren. Es geht dem gesamten Körper ums Überleben, denkt er jedenfalls.

Wenn das Immunsystem Zeit und Raum hätte und aktiviert würde, könnte es gezielte Angriffe auf Problemzonen starten. Was aber passiert, wenn der gestresste Mensch sich für die Einnahme von Medikamenten entscheidet? Die Chemie beeinflusst leider eine ganze Reihe von Proteinen, nicht nur ein bestimmtes. Medikamente können in verschiedenen Körperregionen ähnliche Signale auslösen, weil die gleichen Proteine in unterschiedlichen Systemen präsent sind. Es kommt zu den berüchtigten Nebenwirkungen, umso schlimmer, wenn ein Medikament nur ein Symptom, aber nicht die Ursache einer Krankheit angeht. Medikamentöse Eingriffe sind in den USA zur dritthäufigsten Todesursache geworden, so Bruce Lipton.

Ob es da nicht besser wäre, nach Alternativen zu forschen? Wieso funktionieren Placeboeffekte? Wie wäre es mit einer besseren »Wahr«nehmung? Könnten wir das trainieren? Da Proteine durch elektromagnetische Felder beeinflusst werden - könnten wir statt chemischem Input nicht besser energetischen Input verwenden?

Würden wir uns nicht so oft täuschen (manchmal auch belügen), wäre eine bessere Wahrnehmung schon gewährleistet. Die ehrliche Bemühung hat aber einen natürlichen Feind. Es sind die Gewohnheitsprogramme, oft genug Sabotageprogramme, die im Unterbewusstsein abgelegt sind. In dem Konflikt Ratio (»Ich sollte mich mehr bewegen...«) gegen Unterbewusstsein (»Ich habe es nicht verdient, frei zu sein...«), gibt es leider nur einen Gewinner. Der bewusste Geist kann ca. 40 Bit/s an Daten verarbeiten. Das Unterbewusstsein schafft 40.000.000 Bit/s. Deshalb braucht man dem Unterbewusstsein auch nicht mit Beweisen zu kommen. Das Gerede vom positiven Denken ist wertlos. Selbst die Frage, wie sehr ich mein Leben kontrolliere, stellt sich bei diesen Verhältnissen in einem neuen Licht dar. Es ist klar, weshalb es keine Kontrolle gibt und auch nicht geben kann.

Ich kann also soviel ich will mit meinem Unterbewusstsein reden. Es wird wirkungslos bleiben und nur meine Kraft kosten. Lipton benutzt dazu sehr treffend das Bild eines Kassettenrekorders, der das gleiche Muster einfach immer und immer wieder abspielt. Hast du mal versucht, mit einem Kassettenrekorder zu reden? Dadurch lässt er sich nicht umstimmen, etwas anderes abzuspielen.

Dennoch ist die Lage nicht hoffnungslos. Schließlich haben wir uns ja auch in die Lage hineinbringen können, und frei nach Moshé Feldenkrais bedeutet Gesundheit auch Umkehrbarkeit. Es gibt eine richtige Antwort, und sie lautet: man muss die Aufnahme auf der Kassette ändern. Man muss die Kassette neu bespielen. So gibt es ein neues, ein besseres Programm. Mentaltraining bietet dafür gute Techniken. Ich denke, auch Reiki nützt in diesem Sinne, weil es zu besserer Wahrnehmung beiträgt.

Erst meine Wahrnehmung ist zu meiner Wahrheit geworden. Am Anfang war da gar nichts, alles war neutral, es gab höchstens Dinge, die neben mir passierten. Ich musste sie nicht einmal erfahren. Ich habe sie nur heruntergeladen - vom Verhalten meiner Eltern, vom Verhalten meiner Lehrer. Wie viele davon sind in meinem Unterbewusstsein gelandet, von denen ich gar nichts weiß? Wie viele davon sind positive Glaubensmuster, die mich bislang haben ein gutes Leben führen lassen? Wie viele davon sind falsch und widersprüchlich und senden diese unklaren Signale aus, die kein Gehirn je korrekt verarbeiten könnte? Ganz sicher sind meine Wahrnehmungen nicht unfehlbar. Meine Wahrnehmungen sind nur mein Glaube. Dieser Glaube steuert meine Biologie. Mein Glaube kann falsch und weniger falsch sein, ein Glaube wird mich aber niemals frei machen. Das bringt mich zu meinem Motto: Denn es ist die Klarheit, die befreiend ist!

Wer ich bin, liegt nicht so sehr an meiner DNA. Biologen haben im Menschen so genannte Selbstrezeptoren gefunden, humane Leukozytenantigene, die in Verbindung zum Immunsystem stehen, die die ganz persönliche Identität reflektieren. Jede Zelle hat solche Rezeptoren, und sie sind an der Außenseite der Membran angebracht. Sie haben eine Antenne. Sie laden die sie betreffenden Signale einfach aus ihrer Umgebung herunter. Meine Identität empfange ich demnach praktisch gesprochen von einer Radiostation, auf die ich mich mit meiner »Ich« - Frequenz einwähle. Diese sendet von außerhalb, aus meiner Umgebung, und sie sendet egal ob mein KörperGeist das Signal empfangen kann oder nicht. Wer also bin ich?

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